Umdeutungen zum Jahresende und Jahresanfang

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Die Tage vor Weihnachten sind oft stressig – im Job und zu Hause. Jahresabschluss, Weihnachtskonzert in der Schule, Geschenke kaufen, Festessen organisieren, … und, in meinem Falle, auch Weihnachtskarten schreiben, da gehöre ich noch zu der altmodischen Schule.

Kurz vor Weihnachten rief nun ein befreundeter älterer Herr an, dem wir auch eine Weihnachtskarte geschickt hatten. Er bedankte sich für die Karte. Ich freute mich, dass sie schon angekommen war. „Allerdings“, fuhr er fort, „ist dir ein kleiner Fehler unterlaufen. Auf dem Umschlag steht zwar unsere Adresse, aber die Weihnachtskarte ist an jemand anderen gerichtet.“ Peinlich, peinlich dachte ich. Aber bevor ich mich wortreich entschuldigen konnte, fügte er hinzu: „Aber wir wissen, dass Ihr an uns gedacht habt. Und das hat uns gefreut. Und wir haben sehr gelacht.“ Weihnachtsfreude auf Umwegen. Wie schön, dass er meinen kleinen Fauxpaus so wunderbar umgedeutet hatte. Ich schrieb sofort eine E-Mail an die anderen Adressaten, deren Karte ich offenbar vertauscht hatte. Auch sie nahmen es mit Humor und fügten hinzu, dass ein Teil des Berichts in meiner Karte sogar stimme, schließlich habe man sich dieses Jahr ebenfalls besucht. Letzten Endes hatte ich mit beiden Empfänger:innen auf diese Weise sogar mehr Kontakt als „nur“ über die übliche Weihnachtskarte …

Denken Sie an Missgeschicke, die Ihnen in letzter Zeit passiert sind. Und denken Sie an Missgeschicke, die Ihnen vor langer Zeit passieren sind. Meist können wir über das, was schon länger her ist, einfacher lachen. Aber warum eigentlich warten? Wenn wir ohnehin irgendwann darüber lachen können — warum fangen wir nicht gleich damit an? Und manchmal können wir unser Missgeschick auch selbst charmant umdeuten.

Das gilt für den Rechtschreibfehler in der Präsentation („Ich wollte nur schauen, ob Ihr auch alle gut aufpasst!“) genauso wie für das Handy, das mitten im wichtigen Meeting klingelt („Das ist bestimmt der Chef, der will uns sagen, wie toll wir hier alle arbeiten …“)

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Und zwischen den Jahren – diese Zeit im Niemandsland – hatten wir uns in der Familie auch ein Projekt vorgenommen: mal ein bisschen im Keller auszumisten und auszusortieren. Was kann weg? Was will wer noch behalten? Sie kennen das … In einer Atempause nahm mein Vater ein Streichholzpäckchen aus einem Regal. Es trug die Aufschrift eines Hotels. Er schüttelt das Schächtelchen. „Da ist nur noch ein Streichholz drin,“ verkündete er. Mein Bruder öffnete die Schachtel und schaute hinein. „Und das ist abgebrannt.“ Ich musste mich ausschütten vor Lachen. Hier war ein Ding, bei dem wir uns alle sofort einig waren: Das kann aber sowas von weg. Und so lachten wir alle herzlich über die Absurdität der Situation. Und konnten uns im Anschluss wieder der emotional schwierigen Aufgabe des Aussortierens zuwenden.

Kennen Sie solche Situationen? Privat oder im Job? Wo ein bisschen Situationskomik praktisch auf einen Knopf drückt und alles löst sich in Lachen auf? Genießen sie diese Situationen. Lassen Sie sie zu. Denn das gemeinsame Lachen tankt unsere Akkus wieder auf und stärkt uns. Und im Anschluss können alle die Ärmel hochkrempeln und weiterarbeiten.