Was tust Du, wenn niemand über Deinen Witz lacht?

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Ich nutze die Technik der Entlarvung, wenn keiner über meinen Witz lacht. Und zwar entlarve ich mich dann in der Regel selber. Also ich spreche an, daß hier mein Gegenüber oder in der Gruppe niemand so richtig schmunzeln konnte. Wenn man das liebevoll übertreibt, gibt es oft einen Schmunzler: „Das fanden Sie grad nicht besonders lustig” oder “Dieser Witz kommt bei Ihnen nicht so gut an” oder „Den muss ich wohl noch mal üben“ oder „Sie sehen, mich hat das sehr amüsiert. Aber bei Ihnen treffe ich da nicht denselben Humornerv”.

Eine Entlarvung ist eine Benennung dessen, was gerade im Raum passiert. Sie lässt sich auch gut bei Spannungen und seltsamen Angriffen benutzen. Ein Mitarbeiter beleidigt eine Kollegin. Und sie antwortet schlagfertig: „Mensch Meier. Wahnsinn, eine Beleidigung, noch bevor ich das Meeting eröffnet habe. Nicht schlecht. Ich fang trotzdem erst mal an“. Bei einer Entlarvung verteidigst Du Dich nicht. Und Du begibst Dich auf die so genannte Meta-Ebene, auf der Du das was passiert, ansprichst. Die Metaebene nutzt man oft im Coaching, um das gerade Geschehene zu reflektieren oder einfach zu benennen.

Ein Grund, warum Menschen Humor, Geschichten und Witze nicht gezielt einsetzen, ist ihre Angst, daß andere nicht lachen. Selten erlebt man eine gesamte Gruppe nicht lachen. In der Regel lacht ein Teil und ein Teil eben auch nicht. Ich habe viele Gründe erlebt, warum Menschen gerade nicht lachen. Weil sie sehr konzentriert sind. Weil sie sich fragen, wie sie selbst etwas anders machen können. Weil sie gerade eine schmerzhafte Erfahrung in dem Thema machen. Weil die Anekdoten nicht ihrem Humor entspricht. Weil sie im Einzelgespräch lachen können, die Gesamtstimmung aber gerade eben zu angespannt ist. Wenn jemand nicht lacht, ist das eine Angebot für Dich. Ein Angebot, daß ich akzeptiere, ohne beleidigt zu sein. Es ist eine Info und eine Rückmeldung. Das der Humor zwischen Euch gerade nicht passt. Damit souverän umzugehen, ist eine der wichtigsten Spielregeln für Humor in Meetings und auf Bühnen. Locker bleiben hilft dabei übrigens ungemein – denn niemand stirbt, wenn keiner lacht. Nimm es persönlich und gleichzeitig auch wieder nicht. Wenn es häufiger passiert, daß andere Menschen über Deine Witze nicht lachen, dann probier ein neues Humor-Format aus, eine Geschichte, ein Erlebnis, eine humorvolle Idee. Manchmal passt auch das Witze-Format einfach nicht zu Dir. Nimm es nicht persönlich, weil viele Menschen viele Projektionen mit in einen Seminarraum oder zu einer Bühne mitbringen. Wenn ein großer Teil der Gruppe lacht, brauch ich es nicht persönlich zu nehmen, wenn einige konzentriert schauen.

Ein – zugegeben sehr einfach gestricktes – Beispiel: Ein Mitarbeiter pupst aus Versehen in der Besprechung. Du sagst: „Danke Wilhelm, danke für den guten Kommentar zum Projekt.“ Auch Wilhelm lacht, weil Du die offensichtliche Peinlichkeit in Leichtigkeit verwandelt hast. Du legst offen, was passiert. Und zwar nicht durch Beschämung, sondern durch Leichtigkeit.

Also trau Dich zu experimentieren. Humor kann Aufmerksamkeit erzeugen und Dinge hervorheben, die Dir wichtig sind. Humor kann auch Spannung entspannen. Aber Humor ist kein Zuckerguss, der über alles drüber gekleistert werden muss. Und nicht alles benötigt Humor im Alltag. Wenn Du Lust hast Leichtigkeit gezielter einzusetzen, dann darfst Du mit der Dosierung Herumprobieren. Dafür musst Du aushalten, daß mal niemand oder mal einige nicht lachen.