Wo man hinschaut – überall Streit: In der Familie, mit Freunden, auf der Arbeit, in der Politik! Selbst bei scheinbar harmlosen Anlässen kochen die Emotionen hoch. Geht das nicht besser?
Die ARD-Sendung Quarks zeigt, was Streitigkeiten auslöst, warum das Eisberg-Prinzip eine wichtige Rolle spielt und wie sich Konflikte lösen lassen.
Achtung Spoiler: Streit kann uns richtig weiterbringen – wenn wir es gezielt angehen. Und Kompromisse sind dabei nicht immer die beste Lösung.
Dabei kann Leichtigkeit und Humor eine wichtige Rolle spielen, um Ärgerschleifen und Widerstände zu unterbrechen bzw. gut zu klären:
Ein ganz normaler Trainingsmorgen, im 4. Stock eines Unternehmen, sonniger Blick über Leipzig.
Entspannte Stimmung. Manche trinken Kaffe, quatschen, andere schweigen und blicken umher, entspannt, aber wachsam. Ich beginne das Training zu den Grundlagen in der Kommunikation. Der letzte Teilnehmer betritt einen Moment später den Raum.
Er kommt eher wie durch eine Saloon-Tür herein. Großer, stattlicher Cowboy, Hand am Colt, finsterer Blick. Er mustert die anderen Gesellen, allen voran die Trainerin. Diese ist professionell und bleibt freundlich, lädt ihn ein: „Herzlich Willkommen. Hier ist noch ein Platz frei. Mein Name ist Eva Ullmann.“ Der Cowboy antwortet mit unbewegter, mürrischer Miene: „Schön für Sie.“ Alle halten die Luft an.
Ich reiße die Augen weit auf und bleibe trotzdem zugewandt „Da kriegt man direkt Angst vor Ihnen. Bitte nicht gleich erschießen“. Egal, was hier vorher falsch geklärt wurde, das muss ich aushalten. Und klären. Nur nicht jetzt gleich. Da mich 15 irritierte Augenpaare anschauen und ich das Training erst mal starten muss. Einige Anwesende lachen.
Ich behalte meine Gelassenheit und meine führende Körperspannung, lege meine Hand an meinen imaginären Colt und schaue den Cowboy aufrichtig und herzlich an. Dann fahre ich mit dem Seminar fort und sage „Sie können sich das Ganze ja erst mal anschauen. Mal sehen, ob Sie es heute Mittag immer noch so schrecklich finden.“
Lässig lehnt er an der Bar, schaut mir zu und lässt den Colt stecken. Das Duell konnte dann in der Pause in ruhigerer Tonlage ausgetragen werden.
Bei dem Teilnehmer stellte sich im Laufe des Tages heraus, dass er gerade eine Trainerausbildung absolviert hatte und seine Chefin ihn nun als Teilnehmer zum Training abkommandiert hatte. Ihm war nicht wirklich klar, was er in meinem Grundlagen-Workshop sollte. Sein Widerstand war verständlich. Nachdem das in der Mittagspause geklärt werden konnte, verlief das restliche Training sehr konstruktiv. Er war darüber hinaus im Anschluss an einem Train-the-Trainer-Seminar interessiert und hat seine Trainerfähigkeiten verbessert. Er sagte zu mir am Ende, mein Feedback sei für seine gesamte Trainerentwicklung sehr hilfreich gewesen.
Es wäre sehr schade, wenn das Cowboy-Duell der Widerstände gleich zu Beginn des Seminars für Tote gesorgt hätte und dieser Austausch niemals zustande gekommen wäre.
Wenn man es im Business schafft, in angespannten Momenten, bei Widerständen und in Konflikten liebevoll zu überhöhen, reduziert sich oft der Druck. In der entspannteren Atmosphäre lassen sich die eigentlichen Ursachen des Konfliktes viel besser klären.
(weiterlesen: Humor. Das Manifest für verzögerte Schlagfertigkeit. Von Eva Ullmann und Katrin Hansmeier)
Hier geht es direkt zur Sendung. Mit dabei Expertinnen Eva Ullmann und Prof. Tabea Scheel: Quarks – Konflikte

