Um eine Situation humorvoll zu entspannen, gibt es keine Abkürzung

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Du benötigst dafür diese zwei Dinge:

1. Die Übertreibung: Eigenschaften, Offensichtlichkeiten, Stärken, Schwächen, Missgeschicke. Alles in der Situation lässt sich übertreiben:

Ich kann so gut kochen, …
… dass jeden Tag jemand zum Essen kommt.

… dass ich mein Büro in die Küche verlegt hab.

… dass Gott schon nach Rezepten für den Himmel fragt.

Ich bin so zerstreut,
…dass ich überall Sachen liegen lasse

… dass ich schon alle Sachen doppelt habe

… dass selbst der Salzstreuer schon neidisch ist.

Oft übertreibt man mit Freunden und Familie stufenweise und schaukelt sich gegenseitig hoch. Auch im Business darf man sich an eine humorvolle Deeskalation heranrobben.

Ein Auditor hat das Eis gebrochen, indem er mit Sonnenbrille und der Körperhaltung eines Oberpolizisten in das Audit kam und trocken sagte: „Sie hatten gehofft, Sie kommen an mir vorbei. Ich muss Sie leider enttäuschen. Der schreckliche Tag des Audits ist gekommen!“ Die Unternehmensleitung war ihm sehr dankbar für die Kombination aus Ernsthaftigkeit und Heiterkeit, mit der er die Überprüfung der Unternehmensprozesse durchführte.

2. Die Fähigkeit zu verstehen, was Dein Gegenüber tut, will oder sagt. Also das Einfühlungsvermögen das Gegenüber ernst zu nehmen und daran interessiert zu sein, was drunter liegt. Eine Haltung und Technik, die sich hier eignet, ist die des Spiegelns nach Carl Rogers: Diese Technik zeichnet sich dadurch aus, dass man möglichst neutral und kurz zusammenfasst, was das Gegenüber gerade gesagt hat. Beim Spiegeln gibt man in eigenen Worten den Inhalt der Äußerungen oder die Gefühle des Gegenübers wieder. Das kann schon schwierig sein, wenn die Tonlage der Angreifer aggressiver und die Atmosphäre kühler wird. Bedeutet aber, sich eben nicht von der Tonlage des Anderen anstecken zu lassen.

Nun kann man Übertreibung und Spiegeln kombinieren. Wenn das gelingt, hat man ein sehr mächtiges und gleichzeitig leichtes Instrument zur Deeskalation zur Verfügung: das humorvolle Spiegeln.

Angreifer, die sich im Steinzeit-Modus (Flucht, Angriff, Verteidigung) befinden, oder Menschen unter Anspannung müssen dabei sehr eindeutig verstehen, dass humorvoll übertrieben wird, ohne sich über den Gesprächspartner lustig zu machen. Zugewandt, interessiert, nicht wertend.

Eine Mitarbeiterin kommt mit einem Problem zum Chef und sagt: „Das müssen Sie mit den Kollegen klären. Das mache ich nicht!“

Spiegelung:  „Sie finden, das sollte ich klären.“ oder „Sie brauchen dabei meine Unterstützung.“ (Eine Spiegelung kann eine Frage ODER eine Aussage sein.)

Humorvolle Spiegelung: (zugewandt, interessiert, mit einem Hauch von Clint Eastwood): „Sie wollen also, dass der Sheriff das hier mal regelt?“

Eine Kollegin kommt ins Büro: „Kann ich mal schnell kurz stören?“

Spiegelung: „Du brauchst schnell eine Auskunft von mir?“

Humorvolle Spiegelung: „Du möchtest also etwas von meiner leckeren Zeittorte?“

Humorvolle Spiegelungen des Vorwurfs „Nie bringst Du den Müll runter!“ wären z. B.:

„Du wünschst Dir mehr Einsatz von mir in der Müllentsorgung.“

„Du findest, mein Müllentsorgungssystem ist noch optimierbar?“

Mit einem freudigen Funkeln in den Augen: „Du meinst, Du hast eine echte Chaosbraut geheiratet?“

Es gibt keine Abkürzung, wenn Du Menschen unter Anspannung wirklich entspannen und in die Verhandlung oder ins Gespräch bringen willst. Keine.

Text: Humor. Das Manifest für verzögerte Schlagfertigkeit. Katrin Hansmeier & Eva Ullmann
Foto: Jörg Rahnfeld