Es war an einem wunderschönen Sonnentag. Der Wind blies leicht und die Gräser und Bäume wiegten hin und her. Alles schien ruhig und Mensch und Tier schien es gut zu gehen.
Da begannen in einer Höhle, weit entfernt von den Menschen, die Antreiber ihre Belagerung zu planen. Gemütlich saßen sie um ein Feuer und schmiedeten verwegen Pläne. Da war zum einen der dicke, große, bärtige Antreiber SEI STARK. Natürlich hatte er Muskeln wie ein Bär. Er war hilfsbereit und immer mit viel Kraft zur Stelle. Er wollte den Menschen zum
Durchhalten antreiben und ihm verwehren, selber um Hilfe zu bitten oder sich zu sehr auf andere zu verlassen.
Dann saß da noch die süße, gutaussehende Antreiberin MACH ES ALLEN RECHT. Mit gekonntem Augenaufschlag wusste sie sehr wohl, wie man jeder und jedem gefällig ist. Auch bei großer Tatkraft wollte sie die Menschen bewegen, fürsorglich immer auch einen Blick auf alle anderen zu haben, für die Bedürfnisse aller zu sorgen. Sie würde die Menschen mit einem mystischen Zauber belegen, damit sie fortan glaubten, dass die Anerkennung von anderen immer schwerer wog als die eigenen Bedürfnisse.
Neben der zarten Antreiberin saß eine fast zu gut gestylte Dame, die eher in einen Königshof gepasst hätte, als in diese Runde von Höhlenfiguren. Geschickt hatte sie ihre Haare nach oben gebunden, ihr Lederkleid passte sich haargenau an ihren wohlgeformten Körper an und die Antreiberin SEI PERFEKT hatte mit vielen Kleinigkeiten dafür gesorgt, dass sich alle am Feuer an einer Schüssel ausgezeichnet gekochter Fleischsuppe laben konnten. Dazu flackerten hübsch geschnitzte Fackeln an mehreren Vorwölbungen der Höhle. So hatte sie sich die regelmäßigen Besprechungen vorgestellt. Genau so. Der Antreiber STRENG DICH AN kam von draußen hereingeschnauft. Seit Monaten war er unermüdlich zu den Men- schen-Dörfern unterwegs, um sie zu erkunden. Seiner Meinung nach hatten sie keine Chance, die Menschen zu infiltrieren, wenn sie nicht alles wussten und keine Kosten und Mühen scheuten, bis sie auch wirklich jedes Dorf erkundet hatten. Erfolg kostet Mühe und Anstrengung.
Erfolg ist nicht leicht, schon gar nicht bei dem großen Plan, den sie hatten. Ein lustiger Gesell, der für Unterhaltung sorgte, wurde BEEIL DICH genannt und belebte die Runde. Er war sofort genervt von STRENG DICH AN. Man solle endlich anfangen. Los geht’s! Irgendwann muss man ja auch mit Projekten beginnen, sonst wird nie was draus.
Bis MACH ES ALLEN RECHT vermittelnd dazwischen ging und die beiden Streithähne entspannte. Schließlich war der Plan perfekt. Nun zog das ungleiche Grüppchen los, um die Menschen zu belagern und anzutreiben, von jetzt an und für alle Ewigkeit. Und wenn sie nicht gestorben sind, so treiben sie die Menschen noch heute.
Für Entscheidungen im Alltag brauchst Du Dein inneres Team. Beziehungsweise kommst Du privat und beruflich nicht an Deinen inneren Quatschies und Stimmen vorbei. Das können das Unterstützer und Kritiker sein. Und Du als Oberhaupt darfst die lauten und leisen Stimmen besser kennenlernen. Denn manchmal sind sie ein echter Kindergarten. Also viele Meinungen und Kommentare und alle gleichzeitig durcheinander. Dann macht es Sinn zu moderieren.
- Pluralität der Persönlichkeit: Das Modell geht davon aus, dass wir nicht aus einer einzigen, einheitlichen Persönlichkeit bestehen, sondern aus einer Vielzahl von Anteilen, die wie ein Team agieren.
- Teammitglieder: Diese Anteile werden oft als „Teammitglieder“ bezeichnet. Beispiele sind die „Stimme des Zweifels“, der „Antreiber“, der „Kritiker“ oder die „innere Stimme“.
- Ziele: Ziel ist es, die verschiedenen Stimmen zu identifizieren, ihnen Raum zu geben und eine innere Stimmigkeit zu erreichen, damit man sich nicht mehr zerrissen fühlt.
- Klarheit gewinnen: Das Modell hilft, Klarheit über innere Konflikte und widersprüchliche Gefühle zu gewinnen, anstatt sie als Chaos zu empfinden.
- Bessere Entscheidungen: Durch das Hören und Verhandeln der verschiedenen Stimmen können stimmigere und tragfähigere Entscheidungen getroffen werden.
- Selbstakzeptanz und Stimmigkeit: Es fördert die Akzeptanz der eigenen inneren Vielschichtigkeit und führt zu einer inneren Stimmigkeit, auch wenn nicht alle Wünsche gleichzeitig erfüllt werden können.
- Potenzialentfaltung: Die Fähigkeit, die unterschiedlichen Stimmen zu integrieren, wird als eine Quelle von Kraft und Stärke gesehen, die das eigene Handeln unterstützt.
Für uns wie bei so vielen Modelle und Kommunikationstechniken die Verbindung zum Humor eine charmante Variante auch humorvolle Selbstgespräche zu führen. Denn die Widersprüchlichkeiten seiner eigenen Persönlichkeit darf und muss man aushalten.
Wie könnte so eine verrückte Antreibergeschichte aussehen?
Zwei Antreiber von zwei verschiedenen Personen treffen sich in einer Bar. HAB ALLES IM GRIFF und DA GEHT NOCH WAS haben sich auf einen Cocktail in der hippen, neuen Bar in Berlin verabredet. HAB ALLES IM GRIFF ist natürlich als erstes da und checkt schon mal die Lage. Er bestellt sich erst mal „Ein Wasser, bitte. Ohne Kohlensäure“,denn niemand möchte unverhofft einen Rülpser loslassen–und schon gar nicht HAB ALLES IM GRIFF. Endlich kommt auch DA GEHT NOCH WAS in die Bar gestürmt: „Entschuldige bitte, aber ich musste Dennis (meinen Besitzer) noch im Büro festhalten, da ging noch was an seinem Abschlussbericht. Ich war erfolgreich, er macht jetzt noch paar Überstunden und ich kann mir schön einen genehmigen. Einen doppelten Whisky auf Eis bitte! Und Du?“
HAB ALLES IM GRIFF antwortet: „Ich bleib beim Wasser, danke. Wer weiß, was heute noch passiert. Na, Dir scheint es ja gut zu gehen.“ – „Ja mir geht’s fantastisch. Meine Arbeit trägt Früchte!“, schwärmt DA GEHT NOCH WAS und fuchtelt mit seinem Whisky vor HAB ALLES IM GRIFFs Gesicht herum. „Einfach super, ich hab Dennis gut erzogen. Er sieht immer, wenn noch was geht und da geht immer noch was. Na ja, montags lassʼ ich ihn zwei Stunden zum Tango gehen, damit er sich auch mal erholt – aber nicht zu lange, sonst reißt es ein.“ HAB ALLES IM GRIFF nippt an seinem Wasser und bleibt stumm. DA GEHT NOCH WAS fragt nach: „Was ist denn los, HAB ALLES IM GRIFF, stimmt was nicht? So kenne ich Dich ja gar nicht.“
HAB ALLES IM GRIFF lässt einen Schluchzer hören: „Ach Du, ich weiß auch nicht. Seit meine Besitzerin Tanja Mutter ist, hat sie das alles nicht mehr so perfekt im Griff wie vorher. Das kann doch nicht so schwer sein, alles im Griff zu haben: Kind, Mann, Arbeiten, nebenbei noch ein bisschen den Haushalt schmeißen – da bleibt doch noch genug Zeit für ein paar Minuten Wellness in der Woche. Das muss besser werden.“ – „Ja, da geht noch was, HAB ALLES IM GRIFF. Man muss sie an der kurzen Leine halten, sonst ticken sie einem ganz aus. Ich geb’ Dir ’nen Tipp: Lass sie mal ein bisschen was für sich machen – Yoga, ’ne Party, ein bisschen auf der Couch rumhängen und dann wird das wieder. Wie gesagt, nicht zu lange Leine, sonst reißt es ein.“
DA GEHT NOCH WAS trötet seinen Ratschlag gutgelaunt in den Raum. „So jetzt muss ich wieder los, sonst hat der Dennis am Ende noch ’ne gute Nacht. Ich muss ihn noch ein wenig beschäftigen, sonst kommt er mir auf dumme Gedanken. Aber einer geht noch – bitte noch ’nen Whisky to go für mich.“ Und dann ist er wieder weg.
HAB ALLES IM GRIFF schaut tief in sein Wasserglas. Neben ihm sitzt plötzlich eine charmante junge Dame. „Guten Abend, schöner Mann, darf ich Sie zum Tanz bitten? Ich bin die Erlauberin.“ Wie verzaubert lässt sich HAB ALLES IM GRIFF auf die Tanzfläche führen.
Erlauber (Ich nenne sie auch gerne Urlauber) sind interne Unterstützer, die ich meinen Antreiber entgegen setzen kann. Erlauben müssen nicht extern von anderen Personen kommen. Nachhaltig wirksam sind sie, wenn Du Dir Deine Antreiber bewusst machst und Du Deine Urlauber selber entwickelst.
