Humor ist Chefsache

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Von der attraktivitätssteigernden Wirkung des Humors profitiert der übliche Chef nicht immer. Peter McGraw definiert Humor wie folgt: Humor entsteht, wenn eine Situation vom Rezipienten als „harmloser Verstoß“ angesehen wird. Doch manche Führungskräfte erkennen oft da einen humorvollen Verstoß, wo das Gegenüber nicht mal einen Hauptsatz erkennt. Das führt besonders in der Mitarbeiter- und auch Kundenkommunikation dazu, dass Missverständnisse entstehen und die Beziehung belastet wird. Dabei kann gerade im Business und Berufsalltag der Humor ein pfiffiger Begleiter sein. Dabei geht es nicht darum, Witze zu erzählen oder permanente Karnevalssitzungen abzuhalten. Es geht um die passende Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor.

Humor als Instrument von Führungskräften kann Aufmerksamkeit schnell verändern, Stress entspannen und sogar unfaire Angriffe parieren. Humor hat also offensichtliche Vorteile und kann als Handwerkszeug ein kleines spitzes Messer sein oder eine große Axt, mit der Sie durch das Unternehmen rennen.

Zwanzig angehende Oberärzte sitzen in einem Seminarraum. Sie nehmen an einer verpflichtenden Schulung zur Kommunikation für Führungskräfte an der Medizinischen Hochschule Hannover teil. Um auf anstehende Aufgaben inhaltlich und kommunikativ vorbereitet zu werden, steht auf der Agenda heute das Thema Arbeitssicherheit. Die meisten verdrehen die Augen. Einige haben schon zum Smartphone gegriffen und erledigen offene E-Mails, andere basteln an der Fachpräsentation für die Konferenz in der kommenden Woche. Die meisten haben schon beschlossen, nicht zuzuhören. Ich komme herein, bitte die Gruppe sich in drei gleich große Teams aufzuteilen und drücke allen einen Briefumschlag in die Hand. „Meine Damen und Herren“, sage ich in der Art einer Moderatorin. „Herzlich willkommen bei der ungewöhnlichsten Arbeitssicherheitsschulung Ihres Lebens. Hier erhalten Sie den ersten Aufgabenumschlag einer Schnitzeljagd. Es befinden sich fünf weitere auf dem gesamten Campus versteckt. Bitte suchen Sie diese mit Ihrem Team und lösen Sie die Sicherheitsaufgaben schnellstmöglich. Möge das beste Team gewinnen.“ Die Oberärzte trauen ihren Augen nicht und plötzlich kommt Bewegung in die Sache. Abgesehen davon, dass sich die Teilnehmer wie Zehnjährige auf die Aufgaben stürzen, ist diese Geschichte besonders bezeichnend für die humorvollen Effekte bei trockenen Themen. Die Teams mussten unter anderem in eine Weinhandlung und dort zwei Gefahrenstoffe abholen. Ein Gefahrenstoff war Wein und ein anderer Olivenöl. Die Gruppen müssen begründen, welches der größere Gefahrenstoff ist. Es entspinnt sich eine herrlich absurde Diskussion, dass es wohl gefährlicher ist, vor einer Operation eine Flasche Olivenöl zu trinken – im Gegensatz zu einer Flasche Wein. Die restlichen Teilnehmer liegen am Boden vor Lachen. Die Aufmerksamkeit in dieser gesamten Sicherheitsschulung ist signifikant hoch. Wichtige Inhalte können vermittelt werden. „Ich wusste gar nicht, daß Arbeitssicherheit so viel Spaß machen kann.“ ist einer von vielen begeisterten Kommentaren.

Wann war ihre letzte Präsentation ein Geschenk, eine Überraschung und heiter?

Es lohnt sich, Ihre wichtigen, komplexen, manchmal trockenen Themen mit Humor zu verpacken. Je trockener das Thema, umso wichtiger ist die humorvolle Verpackung, mit der Sie es an Mitarbeiter vermitteln.

Dies ist ein Auszug aus Eva Ullmanns Buch „Humor ist Chefsache“, erschienen im Springerverlag. In jeder Buchhandlung und in unserem Humorinstitut-Shop erhältlich.

Foto: Johannes Wosilat