„Mit diesen blonden lockigen Haaren – kann man da überhaupt Anwältin/Anwalt werden?“
Was tun bei sexistischen Entgleisungen im Arbeitsalltag?
Wir Humorexpertinnen erklären 3 mögliche Reaktionen:
- Ich sage: Das ist echt nicht okay.
Oder ich reagiere mit Humor:
- Ich schlage zurück mit einem Konter – ggf. auch unter der Gürtellinie.
- Ich zeige mit wertschätzendem Humor, was für ein Fauxpas das war und sorge für eine angenehme Atmosphäre, die alle gut dastehen lässt.
Mit vielen Beispielen erklären Katrin Hansmeier und Dr. Kareen Seidler, wie Sie auf sexistische Entgleisungen im Berufsalltag reagieren können. Plus: Was sagt die Humorforschung zu sexistischen Witzen?
„Was machen Sie eigentlich, wenn einmal ein echtes Problem auftritt und kein Mann da ist?“
Sexistische Entgleisungen im Berufsalltag – Ist das wie eine Tür? Muss frau da durch?
Nein, muss sie nicht. Wir vom Deutschen Institut für Humor werden nicht müde zu analysieren, wie frau sich in solchen Situationen souverän verhalten kann. Und warum Humor manchmal die bessere Variante ist. Im Humor macht frau sich dümmer als sie ist und wird dadurch stärker als sie scheint!
Dazu vorweg: „Jedes Mal, wenn man sagt, ‚die Frauen‘, ‚‘die Männer‘, läuft man Gefahr, eine Dummheit zu sagen.“ (Yasmina Reza)
Das wissen wir. Trotzdem verallgemeinern wir hier jetzt mal. Sie können uns sehr gern wiedersprechen!
Mögliche Reaktionen
Wir erklären zunächst die unterschiedlichen Humorstile und ihre Wirkungen. Dann schauen wir uns ein paar Beispiele von sexistischen Kommentaren und unangebrachten Sprüchen an – und mögliche Reaktionen darauf. Zum Schluss werfen wir noch einen Blick darauf, was die Humorforschung zum Thema sexistische Witze zu sagen hat.
Natürlich ist Humor eine Reaktionsmöglichkeit von vielen. Ich habe auch immer die Wahl, einfach zu sagen: „Das finde ich jetzt unangemessen.“
Humor gibt uns die Sprache wieder, in Situationen, die uns sprachlos machen. Er schenkt uns Souveränität und Leichtigkeit. Humor kann aber auch sehr klar Grenzen setzen, während frau selbst das Gesicht wahrt.
Welche Wirkungen kann Humor haben?
Es ist dafür durchaus hilfreich, verschiedene Humorstile unterscheiden zu können. Die Humorforschung unterscheidet zwischen aufwertendem Humor und abwertendem Humor, Sozialem bzw. Aggressivem Humor. Wir können andere gut dastehen lassen, respektvoll sein, wertschätzend und dabei Menschen und Situationen liebevoll karikieren. Oder wir können uns über Mitarbeitende und Zuhörende lustig machen und Blondinenwitze oder Ossi-Witze erzählen. Wo in der Familie, im Freundeskreis und im Arbeitsalltag sehr gute Beziehungen bestehen, sind alle Humorstile erlaubt. Aber bei Menschen, die wir nicht gut kennen – und in der Öffentlichkeit sowieso – ist Sozialer oder aufwertender Humor die sichere Bank. Leider ist das nicht allen bewusst. So werden nach wie vor sexistische Witze gerissen. Nicht nur von alten weißen Männern.
Wenn wir auf unangebrachte Kommentare und unfaire Angriffe mit Humor reagieren, haben wir die Wahl: Werten wir unser Gegenüber auf oder ab? Reagieren wir mit einem Konter, der es in sich hat, oder bringen wir Leichtigkeit in die Situation, indem wir sozialen Humor nutzen?
Werden wir z. B. gefragt: „Sind Sie nicht zu jung für diesen Job?“
Können wir verschmitzt antworten:
„Sind Sie nicht zu alt für diese Frage?“
Oder:
„Vielen Dank für das Kompliment. Herzlich willkommen bei Jugend forscht!“
Die erste Antwort wertet unser Gegenüber ab, die zweite nutzt sozialen Humor, um die Situation zu entspannen.
Wenn mein Alter für mich ein Thema ist, dann habe ich möglicherweise noch nicht sofort die nötige Gelassenheit und hänge ab und zu mal am Haken. Dann bin ich sprachlos oder schlage gnadenlos zurück.
Souveränität bedeutet, dass ich nicht jeden Schuh anziehe, der mir hingestellt wird. Dass ich nicht an den Haken springe, den mir jemand hinhält.
Im zweiten Teil unserer Serie Humor und Sexismus geht es weiter mit Beispielen aus dem Alltag und möglichen (souveränen) Reaktionen darauf. Und es gibt Antworten auf die Fragen „Mit diesen blonden lockigen Haaren – kann man da überhaupt Anwältin/Anwalt werden?“ und „Was machen Sie eigentlich, wenn einmal ein echtes Problem auftritt und kein Mann da ist?“
Und im dritten und letzten Teil unserer Serie schauen wir uns, was die Wissenschaft zu sexistischen Witzen sagt.
Foto: pixabay, sheikh8629